So sieht ein Songtitel aus, der verkauft

Der Songtitel ist eines der bedeutendsten Elemente eines Songs. Er ist eine Art Label, das Fans vom Inhalt überzeugen kann und sogar den Verkauf ankurbelt.
So sieht ein Songtitel aus, der verkauft

Songtitel zählen zu den stärksten Verkaufsargumenten von Songs. Wenn der Titel stimmt, kann das potentielle Fans dazu animieren, dass Sie genau deinen Titel aus der Playlist anklicken, anstatt die der Konkurrenz. In dieser zehnteiligen Experten-Diskussion sprechen Songwriting-Coach Fabian Mägel und Amadeus-Award-Preisträger Emanuel Treu über die wichtigsten Gedanken rund um den Titel.

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Fabian: Hey, Emi! Ich starte die erste Episode unserer Songwriting-Diskussion über alle Liedteile gleich mit einer prickelnden Frage…

Was muss ein Songtitel heutzutage noch leisten?

Ist der Titel denn tatsächlich ein Verkaufsargument? Also kann der Titel dabei helfen, dass der Song, der dahinter steckt wirklich mehr gehört wird? Wie siehst du das?


Emi: Zuerst würde ich sagen, dass vielen Songwritern leider der Fehler unterläuft, dass Sie den Songtitel nicht in direkter Verbindung mit dem eigentlichen Lied sehen. Der Titel wird oft als ein völlig abgekoppeltes Element betrachtet.

Im Interview verrät Fabian seine Titel-Insights!

Der Titel ist besonders relevant, wenn es um das Branding des Künstlers geht. Ich würde soweit gehen zu sagen, dass sich allein beim Anblick auf die Songtitel eines Künstlers, in groben Zügen erahnen lässt, welche Art von Künstler da dahintersteckt. Natürlich nicht zu 100%, aber definitiv zu einem gewissen Grad.

 

Als Beispiel könnte ich hier die, aktuell erfolgreichste, Schlager- und Volksmusikkünstlerin des Landes, Melissa Naschenweng, nennen. Ihre Titel lauten zum Beispiel I steh auf Bergbauernbuam, Traktorführerschein, oder Die Nochbarin. Wer diese Titel in einer Playlist liest, kann schon erahnen, um welche Art von Künstlerin und Musik es sich handeln könnte.

 

Wenn du dir zum Beispiel nur die Songtitelliste eines unbekannten Schlagermusikers ansiehst, wirst du mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit feststellen können, dass sich dahinter kein Heavy-Metal-Act verbirgt.

 

Fabian: Da fällt mir gleich die Band Deichkind ein, die das Par excellence macht. Ihre Titel lauten zum Beispiel Wutboy, Bude voll People, Remmidemmi. Das ist wirklich krass. Derartige Titel passen in dieser Kombination kaum zu einem anderen Akt!

Alle Song-Beispiele findest du in der School-of-Songwriting-Playlist!


Emi: Genau. Diese Titel wirken alle nach Energie, nach Party und eben für das, wofür der Künstler Deichkind steht.


Gleichzeitig lässt sich aber nicht nur das Artist-Feeling ableiten, sondern auch das Genre. Der Songtitel “Alle meine Entchen” lässt vermutlich nicht auf einen Death-Metal-Act schließen.


Auch die Sprache wird im Titel verraten. Wer einen Titel mit Namen “Alle meine Entchen” im Portfolio hat, ist vermutlich ein deutscher Act.


An diesen Beispielen erkennt man recht offensichtlich, wie viel Information im Titel enthalten ist. Genau deshalb ist es relevant, dass sich Künstler Gedanken zur Benennung ihrer Songs machen. Wie siehst du das?


Fabian: Das ist eine interessante Beobachtung. Ich merke, dass mir der Titel im Songwriting-Prozess immer ungemein hilft, eine bestimmte Richtung beim Schreiben zu geben. Für mich ist das tatsächlich ein Part, für den ich mir richtig viel Zeit nehme.


Wenn der Titel steht, dann hast du üblicherweise auch das Thema definiert, über das du schreiben möchtest. Vermutlich hast du dann auch bereits eine Nuance, auf welche Art und Weise du über dieses Thema schreiben möchtest.


Der Rest meines Lebens vom Künstler Kummer ist hier ein gutes Beispiel. In dem Song geht es tatsächlich um den Rest seines Lebens. Er beschreibt, wie er in die Midlife-Crisis kommt und in einen Vorort zieht. Gleichzeitig hat der Titel bereits einen recht negativen Touch, wo man sich denkt: “Auweia, jetzt kommt der Rest des Lebens …”.

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Mit dem Titel hast du oft auch bereits einen Teil des Chorus-Textes mit definiert! Hier besteht sehr oft eine direkte Verknüpfung.

Durch den Songtitel bekommst du also sehr viele Anhaltspunkte, die dich durch dein Lied begleiten können. Genau deshalb lege ich auch in meinem Songwriting-Coaching großen Wert darauf, dass meine Schüler den Wert des Titels erkennen.

Emi: Verstehe. Man hat mit dem Titel ja nicht zwangsläufig die Kernaussage getätigt. Das ist zwar häufig so, aber nicht immer. Was man aber immer mit dem Titel tut, ist, dass du dem, was du sagen willst, einen Namen gibt.

Fabian: In meinen Recherchen zu unserer Diskussion über den Titel sind mir recht viele Songbeispiele begegnet, wo der Titel nicht direkt aus Texten des Refrains besteht. Die wichtigste Frage ist …

Bringt das wirklich etwas?

Fabian: Manchmal erinnern wir uns an bestimmte Wortfetzen eines gehörten Liedes. Wenn wir nun auf Spotify oder bei einem Anbieter nach diesen Worten suchen, wäre es natürlich ideal, wenn das gesuchte Lied dadurch auftaucht. Der Titel unterstützt also auch die Auffindbarkeit von Liedern.


Natürlich wäre es dann praktisch, wenn der Titel mit den Worten, die dem Zuhörer im Gedächtnis geblieben sind, zu tun hat.

Dort gings mir gut, da passiert mir nichts, da kann ich mich sorgenfrei gehen lassen. Musik ist bis heute ein großer emotionaler Puffer für mich.

Pro-Tipp: Deine zukünftigen Fans suchen oft nach dem Titel!

Auch die Musikwelt funktioniert mit Suchmaschinen. Egal ob Google, Youtube oder TikTok: Nutzer geben oft vermeintliche Lied-Titel ein, um bestimmte Songs zu finden. Nutze das, indem du deine Songs bewusst benennst!

Emi: WOW! Guter Punkt! An die Auffindbarkeit eines Songs durch den Titel habe ich noch nie so bewusst nachgedacht! Mir fällt dabei noch ein, dass der Titel ja auch ein tatsächlicher Click- oder Anhör-Trigger sein kann.


Wenn du zum Beispiel in einer Playlist keinen einzigen Song aufgrund der Titel kennst, wirst du vermutlich dasjenige Lied zuerst anhören, bei dem dir der Titel einfach am meisten zusagt.


Fabian: Stimmt.


Emi: Insofern müsste man sich als Songwriter die Frage stellen, was du ausdrücken möchtest.


Zusätzlich hat so ein Titel natürlich einen gewissen Curiousity-Faktor. Wer diesen Titel sieht, kann sich leicht zu fragen beginnen: Wofür steht dieser Titel? Was steckt da dahinter?


Fabian: Würdest du so weit gehen, dass man die gesamte Branding-Geschichte tatsächlich komplett andersherum denkt? Also quasi das Pferd von hinten aufzäumt? Pass auf: Ich überlege mir als Künstler mein Branding und dann überlege ich mir abgeleitet von diesem Branding die Titel für meine Lieder und dann schreibe ich die entsprechenden Songs für diese Titel. Fändest du das gut?


Emi: Nein (lacht). Das wäre, bei allem Respekt dem Titel gegenüber, zu viel des Guten. Ein gutes Artist-Branding ist eine Summe von sehr vielen Teilaspekten. Das ist die Optik, das sind die Lieder, die Bühnenperformances, die Fotos, die Videos, die Farbcodes, die CI-Linie, aber auch die echten Geschichten und die Menschen im Leben des Künstlers.

So sieht ein Songtitel aus, der verkauft
“Vor allem für das Artist-Branding können Titel wichtig sein”

Das sind natürlich auch die Produktionen und die Wirkung der Songs, sowie deren Titel, aber man sollte nicht einfach einen einzelnen Aspekt, wie die Titel, isoliert hernehmen, um das Branding darauf aufzubauen. Das gäbe einfach zu wenig Tiefe. Zum Artist-Branding beitragen können die Titel aber.

Fabian: Got it!

Was willst du über den Song ausdrücken?

Emi: In dem Moment, wo ein Titel gesehen wird, hat er die einmalige Chance, etwas zu bewirken. Idealerweise macht der Titel auf das, was dahinter steckt, neugierig.


Fabian: Hast du da ein konkretes Beispiel?


Emi: Ich erinnere mich an ein interessantes Titel-Beispiel bei einem eigenen Song, den ich für die Grabenland-Buam geschrieben habe. Der Titel des Songs wurde 1234.


Ursprünglich hätte es auch andere Titeloptionen gegeben, aber die Künstler haben damals bei mir angefragt, ob Sie das Lied so nennen könnten. Ich denke, dass es hierbei auch um die Auffälligkeit des Titels an sich ging.


Wenn du in einer Playlist den Titel 1234 erblickst, willst du einfach wissen, was da dahinter stecken könnte. Worum geht es?


Mir fällt aber auch ein bekannter Titel von Marc Pircher ein: Sieben Sünden. Wenn ein Song diesen Titel trägt, dann will man natürlich wissen, was denn jetzt diese sieben Sünden genau sind, von denen da die Rede ist. Bingo! Um das herauszufinden, musst du dir eben den Song anhören.


Titel können aber auch eine direkte Emotion auslösen. Zum Beispiel kann der Titel You are not alone von Michael Jackson im Leser ein bestimmtes Gefühl auslösen. Vielleicht denkst du dabei an deine Frau, oder deine Kinder, oder an einen schweren Schicksalsschlag.


Fabian: Das stimmt. Ein Titel kann auch ein Trigger sein, der unterschiedlichstes auslöst. Ein Titel, der mich an dein 1234-Beispiel erinnert, wäre Perwoll von Goldroger. Einen Titel wie diesen erwartest du einfach nicht in einer Playlist.


Der Clou an dem Titel ist, dass Goldroger im Song immer wieder davon singt, dass “alles neu” ist. Ganz zum Schluss bringt er das Wort Perwoll ins Spiel, was natürlich ein sehr genialer Schachzug ist. Ich glaube “Perwoll” wird im Lied das erste Mal erwähnt, ungefähr bei 03:20. Krass.


Emi: Sehr genial!

Muss der Titel auch im Text vorkommen?

Fabian: Gerade im Songwriting-Coaching gibt es bei mir viele Diskussionen darüber. Ich persönlich bin ein großer Fan davon. Deshalb, weil es dieser Fakt dann leichter macht, sich an den Song zu erinnern, den Song auch zu finden und dergleichen.


Wenn sich der Titel dann auch zu einer guten Hook-Line eignet, warum nicht? Man muss sich das Leben als Songwriter ja nicht unbedingt schwerer machen, als es das ohnehin schon ist.


Emi: Wenn wir so darüber sprechen, fällt mir eine ziemlich interessante Gegebenheit ein. Ein Titel kann sogar einen ergänzenden Gedanken zum Song beisteuern!


Stell dir mal vor, in einem Lied würde es zentral um ein interessantes Gespräch zwischen zwei Menschen gehen. Nehmen wir an, es gäbe im Refrain die Zeile “Es ist immer so schön, wenn wir uns sprechen”. Achtung, wait for it, jetzt kommts. Stell dir vor, der Titel dieses Liedes trägt den Namen: “Ein Telefongespräch”.


Wenn der Titel so lauten würde, würde das dem Inhalt des gesamten Songs einen interessanten Twist verpassen, weil man das “Gespräch” plötzlich ganz anders einstufen würde.


Fabian: Ich bin ganz bei dir, bin aber auch der Meinung, dass das ein bisschen genrespezifisch ist. Es gibt natürlich Beispiele für Lieder, in denen der Titel nicht oder nur kaum vorkommt. Im Song Heart shaped box von Nirvana taucht der Titel auch nur zweimal, eher beiläufig auf.


Ich bin aber trotzdem überzeugt davon, dass der Zuhörer es schätzt, wenn es eine naheliegende Verbindung zwischen dem Titel und dem im Song vorkommenden Text gibt. Gerade in dieser schnelllebigen Zeit kann es angenehm sein, wenn die Dinge nicht zu kompliziert werden.


Emi: Mir fällt soeben auch das Album “Glück” von Melissa Naschenweng ein. So gut wie jeder Titel auf dem Album besteht nur aus einem Wort. Das war bestimmt auch kein Zufall. Vielleicht auch die Suche zur Einfachheit.


Wer kommerziellen Erfolg anstrebt, ist bestimmt nicht falsch beraten, wenn er sich an diejenigen Strategien hält, die der breiten Masse leicht verdaulich erscheinen.


Fabian: Ich finde es gleichzeitig gar nicht so einfach, mich für einen Titel zu “verkünsteln”. Bei meiner Rap-Combo haben wir erst vor kurzem einem Lied den Titel gegeben Luft raus. Wir haben uns dann gefragt, ob das nicht zu “einfach” ist. Andererseits haben wir uns dann gesagt: “Was solls, dann heißt der Titel einfach so.”

So sieht ein Songtitel aus, der verkauft
“Bei Songtiteln darfst du nicht zu kompliziert denken”

Auch bei mir im Coaching haben wir oft Diskussionen darüber, welchen Titel wir für bestimmte Songs nehmen sollten. Ich bin einfach der Meinung, dass es bestimmte Sachen gibt, die man bei der Titelgebung die Chancen für das Lied erhöhen gehört zu werden. Die nicht zu brechende goldene Regel gibt es aber natürlich nicht. Wie siehst du das?


Emi: Ich finde den Titel wirklich eine essentielle Entscheidung. Gleichzeitig finde ich aber auch, dass die aufgewendete Zeit, um diese Entscheidung zu treffen, nicht übertrieben werden sollte.


Wenn ich jetzt zum Beispiel ein Lied schreibe, dass als letzte Zeile im Refrain den Text hätte: “Ein Sonnenuntergang mit dir”, dann könnte möglicherweise drei verschiedene Titelvarianten geben, wenn man diese Textstelle im Titel forcieren wollen würde:

  1. Ein Sonnenuntergang
  2. Mit dir
  3. Ein Sonnenuntergang mit dir


Ich bin der Meinung, dass es zwar Unterschiede macht, aber dass die Entscheidung nicht ewig dauern sollte. Wie ich schon angesprochen habe: Der Titel ist vergleichbar mit einer Türbeschriftung, aber nicht mit dem Raum dahinter.


Fabian: Ist es für dich im Songwriting nicht so, dass du den Titel als eines der ersten Dinge im Songwriting-Prozess festlegt? Bei mir ist das beinahe immer eines der ersten Dinge.


Emi: Doch, das kommt schon vor, aber nicht immer. Manchmal schreibe ich auch einfach drauf los und der Titel entsteht erst im Nachhinein. Gibts diesen Fall bei dir?


Fabian: Nur in sehr seltenen Fällen. Ich erlebe es eigentlich eher umgekehrt. Mir kommt ein Titel in den Sinn, der mit total gut gefällt, aber ich weiß manchmal nicht, welchen Song ich drumherum basteln könnte.


Gerade im Augenblick bin ich mit einer Idee schon seit Monaten schwanger, aber das Lied ist noch nicht da. Der Satz lautet “Deine Liebe schmeckt nach Blut”. Das klingt irgendwie so super krass und ich weiß nicht wohin damit, aber ich bin mir jetzt schon sicher, dass das der Titel eines zukünftigen Songs von mir wird.

Welche Strategien gibt es, um interessante Liedtitel zu finden?

Emi: Ja, die gibt es. Ich erwähne immer wieder gerne, dass eines der besten Songwriting-Bücher, die ich jemals gelesen habe, von Sheila Davis stammt. In ihrem Werk “The Songwriters Idea Book” erwähnt sie sogenannte “Title-Strategies”.

So sieht ein Songtitel aus, der verkauft
Vielleicht das beste Songwriting-Buch der Welt?

Strategie Nr. 1: Die Nennung einer Nummer


Emi: Um diese Strategie zu exekutieren musst du lediglich eine Ziffer als Fundament deines Liedtitels definieren. Diese Titelstrategie ist deshalb interessant, weil Nummern in Titel jedenfalls unüblich aussehen.


Mögliche Titel mit Nummern: 7 Sünden (Lied von Marc Pircher), 99 Luftballons (Lied von Nena), Vier gewinnt (Lied von den Fantastischen Vier), Nineteenseventysomething (Lied von Marc Wills), Summer of 69 (Lied von Brian Addams), Eight days a week (Lied von The Beatles), Seven Nation Army (Lied von The white Stripes), und dergleichen.

Strategie Nr. 2: Die Nennung eines Namens

Emi: Es gibt viele Songs, die den Namen von bestimmten Personen im Titel tragen. Berühmte Namen erfreuen sich bereits großer Bekanntheit und könnten Neugierig auf den Song machen, während eher unbekanntere Namen gespannt auf die Person machen, die dahinter steckt.


Mögliche Titel mit Namen: Barbra Streisand (Lied von Duck Sauce), Grace Kelly (Lied von Mika), Marvin Gaye (Lied von Charlie Puth feat. Meghan Trainor), Jolene (Lied von Dolly Parton), Michele (Lied von The Beatles), Sweet Caroline (Lied von Neil Diamond), und dergleichen.

Strategie Nr. 3: Die Nennung einer Location

Emi: Auch bestimmte Städte, Länder oder Orte können laut Sheila Davis interessante Bezugspunkte für Liedtitel darstellen. Mit bestimmten Plätzen werden auch bestimmte weltweit verbreitete Assoziationen gebildet. So denkt man bei Rio de Janeiro zum Beispiel an den Carneval und bei der Toskana an die schöne Landschaft.


Mögliche Titel mit Orten: Viva Las Vegas (Lied von Elvis Presley), Ich war noch niemals in New York (Lied von Udo Jürgens), A day at the beach (Lied von Joe Satriani), Angel of Harlem (Lied von U2), Sweet home Chicago (Lied von Robert Johnson), Take me to Church (Lied von Hozier), und dergleichen


Laut Sheila Davis können sich Songwriter für interessante Songtitel lediglich eine Kategorie auswählen und daraus ein bestimmtes Token oder Ereignis im Titel formulieren. Derartiges ist immer interessant, weil es die nähere Beschreibung einer bestimmten Sache suggeriert. Zuhörer wollen wissen, was es mit diesen Nummern, Orten, Personen, Farben etc. im Detail auf sich hat.


Fabian: Finde ich sehr stark! So ein Titel beflügelt sehr schnell, weil man als Songwriter selbst animiert ist, eine Geschichte und Kontext um diesen Titel herum zu bauen.

So sieht ein Songtitel aus, der verkauft
Der Titel gibt oft eine klare Richtung für den Songwriting-Prozess vor

Ich habe auf meinem Computer auch immer Listen, wo ich mit Titel-Ideen aufschreibe. Manchmal setze ich mich einfach auf meinen Schreibtisch und sehe mir meine Notizen durch und oft sind es nur die Titel, die mich dann inspirieren.

Nie wieder eine Song-Idee vergessen!

Muss ein Titel für sich alleine stehen können?

Emi: Ich finde nicht, dass er das muss. Obwohl es möglich wäre, in einem Titel keine Frage offen zu lassen, finde ich es immer recht attraktiv, wenn das so ist.


Wenn ich ein Lied mit dem Titel “Das Buch hat 217 Seiten” schreiben würde, wäre der Titel bereits ein recht abschließendes Statement, das nicht besonders neugierig macht.


Wenn ich dagegen ein Lied mit dem Titel “The Book of Love” schreibe, wie das Peter Gabriel getan hat, dann bleiben doch ein paar Fragen offen. Was steht in diesem Buch? Wozu dient es? Wo finde ich es? Gibt es dieses Buch wirklich?

Mir fällt bei der Gelegenheit auch ein Lied ein, dass ich selbst geschrieben habe. Es hieß Spektakulär. Dieser Titel erzeugt deshalb Fragen, weil so vieles dahinter stehen kann. Die entstehenden Fragen lauten hier: Was ist spektakulär? Warum? Wer sagt das?


Ich liebe übrigens Titel, die aus der Reihe tanzen. Titel wie der eben bereits erwähnte “1234” fallen in den Charts-Listen ungemein auf. Der Profi E-Gitarrist Thom Caterpillar hat mal einen Titel geschrieben, der schlichtweg das Kompositionsdatum war.


Ich kann mich nicht mehr im Detail erinnern, aber der Titel lautete etwa 19121983. Dreimal darfst du raten, welchen Song ich mir vom Album als erstes angehört habe. Das war übrigens ein Instrumentalstück, das titeltechnisch vermutlich auch eine Spur flexibler war, aber das schmälert den Wert des Gedankens nicht.

Welche Titel sollte man Instrumentalstücken geben?

Fabian: Mein Gedanke für derartige Vorhaben ist, ein bestimmtes Bild oder eine bestimmte Emotion zu finden, die das Gefühl beschreibt, das die Musik in mir auslöst.


Gerade wenn du instrumental produzierst, kannst du üblicherweise nicht leugnen, dass die Klänge etwas bestimmtes mit dir machen. Sie lösen Gedanken und Assoziationen aus, das ist nunmal so.


Eines meiner Instrumentalstücke trägt den Titel Amethyst. Das ist deshalb so, weil der Sound so wirkt, als ob Klänge und Sounds ständig reflektiert werden und ein Klangteppich entsteht.


Irgendwie musste ich dann an so Bergkristalle denken, die auch das Licht so schön in sich reflektieren. Und dann war halt dieser Titel da. Ein derartiger Titel hat ja nicht den Zwang etwas zu beschreiben, was im Song vorkommt, deshalb kann man seiner Phantasie hierbei freien Lauf lassen.


Emi: Da du so viele Songwriter im Coaching begleitest, würde mich noch eines brennend interessieren.

Welche Fehler machen Songwriter beim Schreiben der Titel?

So sieht ein Songtitel aus, der verkauft
Beim Songwriting zählt jedes Detail

Fabian: Oft wissen die Writer nicht wirklich, was sie sagen möchten. Das ist ein sehr fundamentales Problem, das sich beim Bilden des Titels sehr augenscheinlich zeigt. Manchmal erhalte ich dann Texte, die eine komplett unpassende Überschrift haben und dadurch entsteht ein sehr inkonsistentes Song-Bild.


Genau deshalb bin ich auch ein großer Fan davon, den Titel recht früh festzulegen, oder sogar vom Titel aus direkt zu starten. Dann kann so etwas eher nicht passieren.


Emi: Verstehe.Ja, das ist tatsächlich vermutlich das allergrößte Problem. Zuerst sollte immer die Message klar sein, ansonsten schlagen sich die Probleme gleich bei allen möglichen Songwriting-Aspekten durch.


Fabian: Mittlerweile glaub ich, man kann bei Spotify nicht nur nach Titeln suchen, sondern auch nach direkten textlichen Inhalten. Aktuell gibt es sehr viele Entwicklungen in positive Richtungen, was die Auffindbarkeit von Songs angeht. Ein klein wenig verliert der Titel dadurch vielleicht sogar an Bedeutung, dennoch finde ich, dass ein Titel nach wie vor funktionieren muss.


Emi: Hm… viele Titel gibt es ja auch bereits. Kann dadurch nicht auch ein Problem entstehen?
Darf man einem Lied einen Titel geben, den es bereits gibt?


Hättest du ein Problem damit, einem Lied einen Titel zu geben, den es bereits gibt? Zum Beispiel Without you? Derartige Titel gibt es ja schon von David Guetta, Avicii, Mariah Carey und vielen anderen. Wäre das ein Problem für dich?


Fabian: Gute Frage. Aus rechtlicher Sicht spricht nichts dagegen. Einen einfachen Liedtitel kann man nicht so ohne weiteres schützen. Ich finde es jetzt nicht super faszinierend, wenn ich einen Liedtitel verwende, den es bereits mehrfach gibt, aber auf der anderen Seite: Wenn es passt, dann passt’s.


Innovation und Kreativität sind üblicherweise positiv behaftet, aber nicht jede Innovation und nicht jede kreative Schöpfung sind nötig oder gut!


Emi: Moment. Vielleicht wäre es sogar gar nicht zu schlecht, Lieder mit derartigen Titeln zu schreiben, da der Erfolg diesen Titeln vielleicht recht gibt? Immerhin ist ein Titel wie Without you wirklich für viele Menschen nachvollziehbar.


So gut wie jeder findet bei einem derartigen Titel wertvolle Assoziationen und Bezugspunkte zu seinem eigenen Leben. Die erste große Liebe, ein zerbrochenes Herz oder auch die eigenen Kinder, die seit einer Woche im Sommercamp sind. Man schlägt mit einem derartigen Titel schon auch sehr viele Fliegen mit einer Klappe.


Fabian: Stimmt. Ich sage meinen Coachees auch oft, dass es nicht nötig ist, das Rad neu zu erfinden. Was gut ist und sich bewährt hat, ist gut und hat sich bewährt.


Emi: Das sehe ich genau so. Genauso kann es auch bei anderen Songteilen sein, die nicht minder wichtig sind.


Fabian: Das ist ein perfektes Schlusswort.


Emi: Das sehe ich genau so. Danke für den Talk.


Fabian: Danke dir!

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Fabian Mägel

Songwriting Coach

Fabian Mägel hat es geschafft. Der erfolgreiche Songwriting-Coach unterstützt unzählige Writer beim Entwickeln ihrer Traum-Songs.


In Einzel- und Gruppencoachings zeigt er in unterschiedlichen Programmen, worauf es ankommt, damit selbstgeschriebene Songs im Ohr des Zuhörers hängen bleiben.


Er kennt die Techniken, weil er selbst Erfahrungen an der musikalischen Front gesammelt hat. Vom Straßenmusiker ist er zum konzertanten Solo-Act avanciert um im Anschluss von den besten Musikern ihres Faches lernen zu können.


Heute gibt er seine Erkenntnisse weiter und teilt in dieser zehnteiligen Diskussionsreihe sein Wissen mit Emi – dem Gründer von Der erfolgreiche Musiker.

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Der Erfolgreiche Musiker | Die Kollektion
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Emanuel Treu

Der Autor

Emanuel „Emi“ Treu ist Amadeus-Award-Preisträger, Songwriter, Buchautor, und vor allem ein Musiker, der stets seinem Herzen folgt. Als Vorstandsmitglied der AKM, als Hauptjuror des Österreichischen Musikfonds und als Gründer von „Der erfolgreiche Musiker“, setzt er sich fortlaufend für die Interessen von Urhebern und Artists aller Genres ein.

 

Vier abgeschlossene Musikstudien, Auftritte und Europatourneen mit Weltstars wie Bobby McFerrin, Zucchero und David Hasselhoff, Charterfolge mit Gold- und Platinauszeichnungen sowie laufende Zusammenarbeit mit den einflussreichsten Persönlichkeiten und Stars der Branche waren Meilensteine in seiner Karriere.


Seine Erfolge sind allerdings nicht das Resultat von Zufällen. Treu ist der Überzeugung, dass der Traum eines finanziell und emotional erfüllten Lebens als Musiker für jeden wahr werden kann – für jeden, der an sich selbst und an seine Musik glaubt.

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