Erfolgreiche Songs schreiben, die sowohl im Radio als auch im Live-Geschäft funktionieren – Davon träumen viele Musiker. Einige wenige haben es geschafft Songwriting-Techniken zu etablieren, die diesen Spagat fortlaufend schaffen. Das sorgt für mehr Fans, mehr Gigs und vor allem mehr Tantiemen!
Emi: Was macht einen guten Song aus?
Patrick: Ein Song muss es schaffen, in kürzester Zeit bei den Zuhörerinnen Emotionen auszulösen. Das kann durch unterschiedlichste Elemente passieren: Ein guter Text, oder eine starke Hookline im Refrain können da schon reichen, aber ein endgültiges Kochrezept gibt’s natürlich nicht“
Emi: Geschmäcker sind unterschiedlich – würdest du sagen, dass jeder Song seine eigene begeisterte Hörerschaft finden kann?
Patrick: JEIN! Es gibt sehr viele sehr gute Songs da draußen. Das große Problem, weshalb Songs beim Publikum oftmals keinen Anklang finden, liegt oft nicht im Song selbst! Oftmals fehlt es einfach an der korrekten Promotion, oder auch an der produktionstechnischen Umsetzung. Ein guter Song braucht also immer auch jemanden, der sich darum kümmert, dass er qualitativ umgesetzt wird, stark platziert wird und vor allem unter die Leute kommt. Selbst ein Goldbarren, den niemand sieht, ist nichts wert!
Emi: Spotify-Gründer Daniel Ek hat erwähnt, dass der Algorithmus vor allem dann gut im Sinne der Künstler arbeitet, wenn ungefähr alle sechs Wochen ein neuer Song auf die Plattform hochgeladen wird. Wie soll man da als Urheber:in und Künstler:in noch mithalten können
Patrick: Ich sehe, dass Songs die Tendenz haben, kurzlebig zu sein. Das ist eine Sache des Zeitgeistes. Ich glaube allerdings, dass Songwriter vor allem gut beraten sind, wenn sie nicht jeden Trend mitmachen. Das sollte niemand tun. Im Gegenteil: Finde den Stil, bei dem du deine Stärken hast und spiele deine Stärken dort aus, so gut du kannst.
Ich stelle mir beim Komponieren oft die Frage: „Ist das, was ich hier höre tatsächlich ein Song? Ein Song, der nachspielbar ist, der ins Ohr geht und den Zuhörer als echten “Song” identifizieren? Ich weiß es klingt komisch, aber meiner Meinung nach hören viele Menschen heutzutage eher “Sounds” als “Songs”. Ich selbst stehe aber eindeutig auf gute Texte, eingängige Melodien und ein musikalisches Gesamtkonzept, das Hand und Fuß hat. Vielleicht bin ich da aber auch einfach nur altmodisch.
“Welche konkreten Stilmittel gibt es?”
Emi: Zurück zur Eingangsfrage: Was sind denn jetzt die Stilmittel, die einen erfolgreichen Song machen?
Patrick: Das kann ich am besten damit beantworten, was alle falsch machen.
Emi: Wow. Echt jetzt?
Patrick: Ja. Ein gutes Beispiel dafür liegt im Schlagerbereich. Hier glauben viele, dass es reicht, einfache Floskeln zu schmettern, die jeder kennt. Die interessieren aber in Wirklichkeit niemanden. Wenn statt dem „blauen Himmel“ und dem „gebrochenen Herz“ allerdings eine Wortkombination wie „Cordola Grün“ ins Spiel kommt, schauen alle plötzlich alle, als ob sie ein Gespenst gesehen hätten. Genau so etwas bekommen die Zuhörer:innen dann nicht aus dem Kopf. Oft haben also nur diejenigen Writer, die den Mut haben, Neues zu wagen, die Chance auf den Hit. Auch der Song „Marie“, wäre ein interessantes Beispiel dafür. Die Nummer ist in vielerlei Hinsicht unüblich – und genau deswegen mutig und gut!
Emi: Fällt dir ein weiteres Stilmittel für gute Songs ein?
Patrick: Ein Tipp, der für mich Gold wert ist: Ich arbeite auch regelmäßig mit Produzent:innen zusammen und arbeite meine Songs im Studio aus. Wenn ich das tue, verändert sich nicht nur der Sound meiner Lieder, sondern oft sogar der Ablauf, oder sogar einzelne Songelemente wie die Melodie. Erst wenn die Musik umfassend hörbar ist, spielen alle Elemente zusammen und der Song wird dann besonders gut analysierbar. Oft liegt der Geniestreich einfach im Detail und genau das findet man mit jemandem – wie einem Produzenten – der die Nummer aus einer ganz anderen Perspektive beleuchtet.
Emi: Alle guten Dinge sind drei. Hast du noch ein drittes Stilmittel für gute Lieder parat?
Patrick: Hmm… ja. Du holst Menschen vor allem dann gedanklich ins Boot, wenn du es schaffst, sie durch deinen Song an einzelne Erlebnisse aus ihrem Leben zu erinnern. Ein Beispiel hierfür wäre: Wenn die Toten Hosen in „An Tagen wie diesen“ singen, dass sie „über die Brücke, bis hin zu der Musik“ gehen, dann denke ich unweigerlich ans Donauinselfest und wie ich da in der Vergangenheit immer über die Brücke hin marschiert bin. Wenn eine derartige Synchronizität zwischen Songwritern und Zuhörer:innen entsteht, ist das natürlich ein Jackpot. Da wird man als Zuhörer in der 1. Sekunde abgeholt. Diesen Effekt können Songwriter:innen natürlich bewusst versuchen auszuspielen.
“Bei mir ist das ein Prozess!”
Emi: Wo fängst du eigentlich beim Songwriten an? Text, oder Melodie? Oder gar ganz woanders?
Patrick: Bei mir ist das ein Prozess. Meistens habe ich ein textliches Thema im Kopf. Wenn ich das für mich ausformuliere, kommt die musikalische Inspiration oft direkt und einfach so daher. Wenn mir das gelingt, ist das immer ein Spitzengefühl, aber das funktioniert nicht immer. Hin und wieder kommt es vor, dass es für mich schwierig ist, meine eigene Musik auf den bereits bestehenden Text genau draufzuschreiben. Arg eigentlich.
Emi: Was meinst du mit „die Musik kommt einfach so daher“? Woher kommt das dann?
Patrick: Wichtige Lebensphasen sind ein Schlüssel für Inspiration. Es gibt tausende Geschichten von großen Künstler:innen, die Blockaden hatten, weil in ihrem Leben nun mal nichts aufregendes passiert ist. Auch ich habe das bereits erlebt. Inspirationsquellen können also sein: Ein Bruch in der Liebe, ein neuer Karriereschritt und vieles in diese Richtung. Auch ein gutes Live-Konzert, das Hören von unterschiedlicher Musik, oder auch fremde Sprachen kann die Kreativität fördern.
Emi: Gibt es noch einen abschließenden Tipp, den du den Leser:innen mitgeben möchtest?
Patrick: Klar. Wenn die Inspiration mal da ist – Nutze sie. Bleibe nicht liegen, nur weil es spät ist und du müde bist. Mache nicht den Fehler, dir deine Ideen nicht aufzuschreiben. Textliche und musikalische Ideen sind viel zu flüchtig, als dass du nicht alles daran setzen solltest, sie einzufangen und für immer festzuhalten.
Emi: Gibt es auch Aktuelles von Patrick Lux zu berichten?
Patrick: Oh Yes, Baby! Meine neue Single ist draußen. Sie heißt „Summatog“ und ist eine absolut bockmachende Sommerhymne. Flotte Gitarren, Sonnenschein, dein Mädl im Arm und Schwimmen im See. Hört mal rein! Mir gefällt es! *grins*
Emi: Perfekt. Vielen Dank für deine tollen Insights und deine Zeit!
Patrick: Jederzeit. Bis bald!
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