Die Produzentenformel: Der richtige Mindset im Tonstudio | Lukas Lach

Der aufstrebende Musikproduzent und Songwriter spricht über seinen Werdegang, seine Tonstudio-Philosophie und verrät, wie man unzählige Kunden gewinnt.
Der Produzent Lukas Lach lacht und sieht auf zwei Monitore im Tonstudio

Das Produzenten- & Songwriting-Portfolio von Lukas Lach liest sich wie das “Who is Who” der deutschsprachigen Musikbranche: Melissa Naschenweng, Ross Antony, Patrizio Buanne, Patrick Lux, Die Draufgänger, Francine Jordi und viele mehr. Im Interview verrät er unverblümt seine Erfolgsgeheimnisse und lässt nicht nur Einblicke in sein Mindset zu, sondern sogar in seine Preisstrukturen. 

Emi: Wie bist du so ein bekannter Produzent geworden? Ich höre ständig deinen Namen im Musikbusiness. Jeder scheint dich zu kennen. Wie hat das begonnen?


Lukas: Musik hat mich immer schon begleitet. Meine Mama hat Klarinette gespielt, mein Papa ist begeisterter Ziehharmonikaspieler und angeblich gab es sogar Vorfahren, die Dichter waren. Auf einer Kinderschaukel bei meinem Opa habe ich als kleiner Junge bereits meinen ersten Song geschrieben mit dem Titel „Die Wassertonne ist kaputt“. (lacht)

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Lukas Lach spricht im Interview von Zweifel, Mut und dem Weg nach oben


Im Gymnasium habe ich mich dann mit Musikproduktion auseinandergesetzt. Eigentlich aus einer Not heraus: Mir haben die Songs im Radio einfach nicht gefallen. Da wollte ich dann meine eigenen Songs und Produktionen machen. Meine erste DAW war Magix-Music-Maker. Und als ich dann Garage-Band auf einem Macbook und kurz danach Logic entdeckt habe, war mir alles klar. Ich bin ein klassischer Autodidakt und ich habe es geliebt, viel auszuprobieren.

 

Weil meine ersten Kunden Musiker im Schlagerbereich waren, habe ich irgendwann auch ein natürliches Interesse an der Musikrichtung entwickelt. Als ich dann noch einen Live-Auftritt besucht habe, bei dem es eine Performance zu meinem Song gab, den ich selbst produziert hatte, dachte ich: „WOW! Das, was ich mache, hat eine echte Wirkung. Da bleib ich dabei.“

Emi: Aber jetzt schreibst du ja für sehr große Acts, von Melissa Naschenweng in Österreich bis zu internationalen Superstars wie Ross Antony und Francine Jordi. Was sorgt dafür, dass du so viele namhafte Künstler in deinem Portfolio hast?

Lukas Lach beim Songschreiben mit einer dunklen Westerngitarre
Songwriting ist Lukas Lachs geheime Liebe

Lukas: Ich glaube, mein Erfolgsgeheimnis ist die Menschlichkeit im Umgang mit meinen Kunden. Ich merke immer wieder, dass Künstler sich von Produzenten nicht gut behandelt fühlen. Mein Ziel ist es, eine ehrliche, gute Arbeit zu machen. Eigentlich ist das recht einfach.

Emi: Wie hast du dir dein Studio finanziert?

Lukas: Meine Eltern standen immer hinter mir und haben mich finanziell unterstützt. Vom ersten Mikrofon, über mein erstes Macbook, bis zur gesamten Ausbildung an der Tontechnikschule SAE in Wien. Diese Unterstützung war sehr wichtig für mich.

Wenn es hart auf hart gekommen wäre, hätte ich vermutlich auch alleine einen Weg gefunden, nach dem Motto:

“Notfalls schaffe ich das auch ganz ohne Hilfe”

… aber meine Eltern waren eben da für mich und das war auch sehr hilfreich. Ich bin ihnen heute noch dankbar dafür.
Emi: Ich finde, dass die Unterstützung von Eltern auch ein bisschen Druck macht. Man will sie schließlich nicht enttäuschen. Das gilt nicht nur beim elterlichen Support. Gute Voraussetzungen machen doch immer Druck, oder? Siehst du das auch so?

Lukas: Jein. Ich finde, es gibt zum Beispiel Menschen, die Talent haben und wenig draus machen. Dann gibt es wiederum Menschen, die kein Talent haben und die hackeln, hackeln und hackeln. In meiner Erfahrung ist es oft so, dass die Fleißigen die Erfolgreichen sind. Das gilt für die besten Songwriter, die besten Sänger und die besten in allen anderen musikalischen Disziplinen! Das soll aber nicht schmälern, wie wertvoll die Unterstützung meiner Eltern war.

Emi: Verstehe. Dennoch musst du ja irgendwie angefangen haben. Konkret: Was braucht ein Newcomer, der produzieren möchte, um sich ein Homestudio einzurichten?

Melissa Naschenweng im Tonstudio bei Lukas Lach
Im Studio mit Melissa Naschenweng

Lukas: Heutzutage braucht man einen Laptop, Monitorboxen, ein Interface und ein Mikrofon. Dann kann es eigentlich schon losgehen. Kopfhörer sind zwar eine gute Referenz-Abhöre, aber zum Arbeiten würde ich jedenfalls gute Boxen empfehlen. Idealerweise sollte man den Raum auch gut akustisch optimieren mit Soundpanelen, Bassfallen und dergleichen. Vergleichbar, wie man es auch in guten Proberäumen machen würde. Ich selbst bin ein Fan von recht toten Räumen, also von Räumen, die wenig akustische Reflexionen zulassen.


Emi: Das Arbeiten als Produzent kann ja auch recht belastend sein. Du bist viel Indoor, du sitzt viel, blickst ständig in den Monitor und außerdem musst du die ganze Zeit hochkonzentriert hören. Das ist doch anstrengend, oder? Hast du da Tipps für einen guten Workflow?


Lukas: Klar. Pausen machen ist wichtig. Ich muss mich da selbst an der Nase nehmen, denn ich mache das immer noch zu wenig. Auch gute Abhörmonitore sind sehr wertvoll. Der Unterschied in der Arbeitsweise mit meinen neuen Neumann-Speakern zu meinen ehemaligen NS-8 von Yamaha ist unfassbar. Man sagt: Wer teuer kauft, kauft doppelt. Deshalb liebe Leser: Gleich hochwertig kaufen.


Emi: Sollte man immer gleich so ein hohes finanzielles Risiko eingehen? Wirklich?

Emanuel Treu mit Lukas Lach beim Interview
Bei manchen Aussagen von Lukas war ich skeptisch. Er konnte aber alles fundiert begründen und hat im Interview gezeigt, dass er jemand ist, der keine halben Sachen macht. Ein beeindruckender Mindset.

Lukas: Naja, nicht immer: Zuerst sollte man bei geringem Risiko versuchen festzustellen, ob man wirklich als Produzent arbeiten möchte. Wenn diese Feststellung allerdings da ist, dann ist die Zeit reif, um professionelles Equipment anzuschaffen.


Emi: Was kostet der ganze Spaß? Also das Einrichten eines Tonstudios?


Lukas: Hm… also grob gesagt, für ein gutes Mittelklassestudio: Laptop: € 2500 / Mikro: € 1500 / Boxen: € 1000 / Interface: € 500 / Akustikpanele selbst gemacht: € 500. Mit € 6000 bist du also dabei. Als Anfänger und Fortgeschrittener reicht das allemal und als Profi kann man dieses Equipment als Basis nutzen, um darauf aufzubauen.


Emi: Gibt es für dich als selbständiger Produzent auch mal Angst? Was ist, wenns mal nicht mehr so gut rennt?

Lukas: Am Anfang sogar ziemlich. Mittlerweile habe ich mehrjährige Erfahrung und wirklich viele Jobs. Eigentlich habe ich keine Zeit mehr, um Angst zu haben.


Einen Großteil meines Musikbusiness-Wissens habe ich im Hitfabrik-Musikverlag gemacht. Da habe ich sehr viel gelernt. Wenn man mal weiß, wie die Branche funktioniert, nimmt das auch viel von der Angst. Als ich meinen Beschluss gefasst habe, selbständiger Produzent zu werden, war das dennoch ein Risiko, das von Existenzängsten begleitet war. Meine Entscheidung ist damals sogar von einigen Menschen belächelt worden.


“Nachdem ich dann Gold- und Platin-Auszeichnungen verliehen bekommen hatte, war ich derjenige, der gelacht hat”

Sepp Adlmann, Lukas Lach, Norbert Lambauer und Michael Bencics beim Amadeus Award 2019
Lukas Lach mit seinem Co-Writer Michael Bencics, Norbert Lambauer und Sepp Adlmann bei der Verleihung des größten Musikpreises des Landes, den Austrian Amadeus Music Awards

Es war Glück und Zufall dabei, aber ohne einen konkreten Beschluss Produzent zu werden, wären dieses Glück und diese Zufälle nicht passiert. Gleich mein 3. Song, den ich gemeinsam mit meinem Co-Writer Michael Bencics geschrieben habe, ist komplett durch die Decke gegangen.


Um ehrlich zu sein: Ich habe mich damals gar nicht bereit gefühlt, derart große Produktionen wie diejenige für Melissa Naschenweng zu machen, aber ich dachte mir: Das ist meine Chance. Das ist ein jetzt oder nie Moment.


Emi: Wahnsinn! Ich sehe das ähnlich. Wenn du eine komplexe Aufgabe serviert bekommst, dann ist das wie ein Ruf des Schicksals, das sagt: „Tue es“!


Lukas: Wenn ich heute die Songs höre, würde ich dennoch einiges anders machen. Naja… man entwickelt sich halt.


Emi: Was würdest du denn einem jungen Produzenten raten, der das wirklich machen möchte, aber der Ängste hat? Vielleicht nicht nur Existenzängste, sondern auch die Angst vor seinen Freunden schlecht da zu stehen, oder die vielen technischen Aspekte nicht zu bewältigen. Hast du da einen Ratschlag?


Lukas: Afoch mochn! Wenn man nichts tut, dann kann auch nichts entstehen. Ich glaube, Qualität setzt sich immer durch, daher muss der Anspruch sein, immer sein Bestes zu geben. Wenn ich das schaffe, schaffen das andere auch.

Ein gemütliches Gespräch zwischen Lukas Lach und Emanuel Treu
Während der Interview-Pause hat Lukas nochmal erwähnt, wie wichtig der Glaube an sich selbst ist

Emi: Klingt einleuchtend. Aber wie genau findest du deine Kunden denn konkret?


Lukas: Eigentlich finden sie mich. Ich habe mich noch nie mit professioneller Kundenakquise beschäftigt. Was zusammengehört, das findet einander.


Emi: Und wie hältst du diese Kunden dann bei dir? Wie sorgst du dafür, dass sie wiederkommen? Gibt’s da neben der Qualität noch andere Aspekte, die du berücksichtigst?


Lukas: Meine Prämisse ist und bleibt die Qualität und dieser Prämisse setze ich keine Grenzen. Ich höre immer wieder Geschichten von Künstlern, die bei ihren Produzenten nur zwei oder drei Feedbackschleifen oder Überarbeitungen machen können. Wenn dann das Ergebnis noch immer nicht sitzt, werden die Künstler natürlich unzufrieden.


So denke ich gar nicht. Warum nur 2-3 Überarbeitungen? Warum nicht 10? Auch wenn es 3 Wochen dauert: Ich will, dass mein Kunde glücklich ist. Das Geld kommt dann von alleine! Das ist eine Philosophie, die ich von meinem Mentor gelernt habe. An das glaube ich und es bewahrheitet sich in meinem Leben seit Jahren.


Der menschliche Umgang ist entscheidend. Wenn die Künstler erkennen, dass es dem Produzenten um den Kunden geht, dann wird das geschätzt. Ich gehe sehr persönlich auf meine Künstler ein und habe es nicht nötig, Ego-Trips zu fahren. Fließbandarbeit gibt es bei mir nicht.


Emi: Verlangst du mehr Kohle, wenn Kunden mehr wollen als andere?


Lukas: Nein. Ich habe einen Preis. Egal ob große Plattenfirma, arrivierter Artist oder Newcomer. Ende der Geschichte.


Emi: Echt?


Lukas: Sowas von echt.


Emi: Wie promotest du dich als Produzent?


Lukas: Ich bin auf Social-Media recht aktiv. Mir taugt das. Ich versuche, meine Kanäle einfach rüber zu bekommen, was ein Produzent so macht und ich finde das ganz witzig.


Emi: Wie geht’s mit Lukas Lach weiter? Was planst du für die Zukunft?


Lukas: Ich bin immer noch recht überwältigt von der Entwicklung der letzten Jahre. Der Amadeus Award zu gewinnen würde mich schon ein wenig jucken, aber in Wirklichkeit sind die wahren Auszeichnungen die Momente, wenn mich Artists anrufen, die mir um Mitternacht auf die Sprachbox sprechen, wie toll sie den neuen Mix ihrer kommenden Single finden.

Lukas Lach und Felix Muhr im Tonstudio
Lukas Lach mit seinem Artist Felix Muhr

Ein Herzensprojekt ist mittlerweile der Künstleraufbau geworden. Mit Felix Muhr arbeite ich seit längerem zusammen, um sein Projekt gemeinsam aufzubauen. Also, so ein bisschen Künstlermanagement finde ich gerade recht reizvoll.

 

Emi: Gibt’s noch einen Tipp für die Produzenten und Künstler, die sie hier quer durch dieses Interview bis zum Schluss durchgearbeitet haben?

 

Lukas: Ich sage euch das gleiche, dass mir mein Mentor mitgegeben hat: Denkt nicht ans Geld. Macht einfach gute Arbeit. Seid menschlich, seid ehrlich und transparent. Und…

“… lasst euch nicht unterkriegen”

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Lukas Lach

Produzent

Lukas Lach ist erfolgreicher Produzent und Songschreiber für namhafte Künstler im deutschsprachigen Raum. Er betreibt ein Tonstudio im Burgenland und hat bereits bei zahlreichen Musikprojekten federführend mitgewirkt. Große Namen wie Melissa Naschenweng, Francine Jordi oder Ross Antony schmücken sich mit seinen Werken. In seinen Branchen-Seminaren “Willkommen im Haifischbecken”, gibt er Newcomern und interessierten Künstlern weiter, wie das Musikbusiness hinter den Kulissen wirklich tickt.

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Der Erfolgreiche Musiker | Die Kollektion
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Emanuel Treu

Der Autor

Emanuel „Emi“ Treu ist Amadeus-Award-Preisträger, Songwriter, Buchautor, und vor allem ein Musiker, der stets seinem Herzen folgt. Als Vorstandsmitglied der AKM, als Hauptjuror des Österreichischen Musikfonds und als Gründer von „Der erfolgreiche Musiker“, setzt er sich fortlaufend für die Interessen von Urhebern und Artists aller Genres ein.

 

Vier abgeschlossene Musikstudien, Auftritte und Europatourneen mit Weltstars wie Bobby McFerrin, Zucchero und David Hasselhoff, Charterfolge mit Gold- und Platinauszeichnungen sowie laufende Zusammenarbeit mit den einflussreichsten Persönlichkeiten und Stars der Branche waren Meilensteine in seiner Karriere.


Seine Erfolge sind allerdings nicht das Resultat von Zufällen. Treu ist der Überzeugung, dass der Traum eines finanziell und emotional erfüllten Lebens als Musiker für jeden wahr werden kann – für jeden, der an sich selbst und an seine Musik glaubt.

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