Social Media zerstört die Musik! | Florian Reichert

Der Algorithmus der Online-Plattformen erzeugt viel Druck auf Musiker. Ein Social-Media-Coach erklärt, warum die Kreativität der Artists darunter leidet.
Social Media zerstört die Musik! | Florian Reichert

Musiker, die online bestehen wollen, brauchen starken Content in hoher Frequenz. Die meist gestreamten Künstler releasen sogar bis zu drei Alben pro Jahr, wie das die K-POP Band BTS vorgemacht hat! Vor allem bei Newcomern kann dabei künstlerisch vieles auf der Strecke bleiben und ein massiver Druck entstehen. Ein Social-Media-Coach für Musiker erzählt nun im Interview, worauf du achten musst, um dich online durchzusetzen und mit Qualität statt mit Quantität zu punkten.

Emi: Hey Flo, schön, dass du da bist! Du hast ja eine ziemlich brutale These aufgestellt:


“Künstlern geht die Kunst verloren”
… ist es wirklich so schlimm?


Flo: Hey Emi, zuerst einmal, danke, dass ich da sein darf. Um gleich auf meine These zu kommen: Ja, ich sehe das tatsächlich so. Ich habe viel mit Künstlern zu tun. Ich bin Musikercoach bei newcomer-performance.at mit Schwerpunkt auf Social Media Marketing und bekomme in meinen Gesprächen aus erster Hand mit, welchem Druck Musiker in der aktuell schnelllebigen Welt ausgesetzt sind.


Sehr schnell geht es darum, einen möglichst großen Output zu erzielen, um den Algorithmus unterschiedlichster Plattformen zu bedienen. Oft passiert das aber noch bevor überhaupt ein solides musikalisches Produkt geschaffen wurde.

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So wird dein Musikprojekt erfolgreich

Da fehlt es bereits an der künstlerischen Basis und trotzdem möchten einige in ihrer jungen Karriere bereits alle 6 Wochen am liebsten die nächste Single releasen. Da bleibt musikalisch natürlich viel auf der Strecke.


Früher haben sich Artists einfach mehr Zeit für ihre Entwicklung genommen. Da wurde mal ein Album produziert, dann vielleicht ein zweites und drittes.

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“Heutzutage wird viel zu früh released”, verrät Florian Reichert im Interview

Emi: Das Musikalbum war früher ja ein großes Risiko. Du hast dir viel Zeit genommen, hohe Studiokosten getragen, dann vielleicht 2-3 Singles am Weg veröffentlicht und dann wurde das Album veröffentlicht. Wenn das dann aber nicht gut funktioniert hat, ist schnell ein finanzielles Problem entstanden. Heutzutage kannst du dieses Risiko minimieren und viel Geld im Studio sparen. Ist das nicht auch ein Vorteil in der heutigen Zeit?


Flo: Leider liegt der Fokus heutzutage sehr stark auf den Klickzahlen. Musiker orientieren sich sehr nach den Statistiken und hören kaum mehr auf ihr Herz.

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Viel zu wenige Künstler hören heutzutage auf ihr Herz, aber das wäre wichtig

Emi: Was kann der Musiker dagegen tun?


Flo: Gute Frage. Musiker sollten sich zuerst immer noch mit ihrer eigenen Musik intensiv auseinandersetzen. Wo stehe ich? Welche Stilrichtung liegt mir zur Zeit und wo möchte ich stilistisch noch hin. Wer sind meine Inspirationsquellen? Genau an diesen Fragen müssen Musiker zuerst herumbasteln.


Du hast gesagt, dass die Kosten für Studios früher teurer waren. Heute haben viele Künstler bereits günstige, aber wirklich gute Homestudios zuhause.

Lukas Lach erzählt im Interview detailliert, was du für ein gutes Homestudio benötigst

Es ist durchaus auch eine gute Zeit um Musiker zu sein. Da heutzutage die Studiokosten gesunken sind, könnte man sich ruhig auch die Zeit nehmen, um sich genau die oben genannten Fragen zu stellen. Dann würde die musikalische Qualität auch nicht leiden, aber leider sind die meisten Musiker ungeduldig und wollen zu schnell Ergebnisse erzielen.


Newcomer machen oft dieselben Fehler! Wichtig ist, dass Musiker ein gutes Mittelmaß zwischen Produktion und Promotion finden. Obwohl wir in einer schnelllebigen Zeit leben, ist die Qualität des Contents immer noch der wichtigere Hebel als die Qualität.


Emi: Der Social-Media-Experte Julian Dobler hat im Interview zu mir gesagt, dass es wichtig ist, die korrekte Strategie beim posten zu haben. Vielleicht liegt da der Schlüssel?


Flo: Das ist sicher korrekt. Es ist nicht zielführend, laufend irgendetwas zu posten, nur um des Postens willen. Vor allem wenn Musiker das Social-Media-Game nicht gut kennen und die Algorithmen kaum verstehen, bringt es nichts ständigen Content-Müll zu produzieren und sich im Nachhinein darüber aufzuregen, dass die Follower nicht mehr werden.


Emi: Vieles wird ja auch im Marketing der Online-Plattformen forciert. Daniel Ek, der CEO von Spotify hat ja mal gesagt, dass Musiker, die nicht mindestens alle sechs Wochen eine neue Single auf Spotify releasen, Schwierigkeiten haben werden, Reichweite zu erzielen. So etwas macht ja schon Druck.


Flo: Naja, wenn man es ganz genau nimmt, wäre es für den Algorithmus vermutlich am besten, wenn man jede Woche etwas releasen würde, aber …


“Wie willst du das machen? Das schaffst du einfach nicht!

Social Media zerstört die Musik! | Florian Reichert
Florian hat bereits unzählige Musiker gecoacht und weitreichende Einblick

Da du dein gesamtes Schaffen nicht immer nur nach dem Algorithmus richten darfst, musst du einfach Prioritäten setzen! Die Qualität ist dafür ein erster und sehr wichtiger Hebel.


Emi: Du sprichst sehr viel von der Qualität der Postings und Releases. Würdest du so weit gehen zu sagen, dass es OK ist, den Algorithmus bewusst zu vernachlässigen, zugunsten der Qualität der Musik?


Flo: Grundsätzlich ja. Es kommt aber darauf an, welche Plattform man bespielt. Wir reden beim Thema Algorithmus ja nicht nur von Spotify, sondern auch von Deezer, Apple Music, Instagram, Facebook, Youtube, Tiktok, Threads, X und hundert tausend anderen Dingen … Da kann man sich einfach sehr schnell im Algorithmus-Wahn verlieren. Du kannst an jeder Ecke die Quantität pushen, aber das bringt dich eben nicht immer weiter.


Eine gute Strategie im Social Media Marketing hilft Musikern da schon enorm. Wann poste ich was und in welcher Qualität? Am Anfang muss man sich eben die Zeit für die Erarbeitung eines Konzeptes für den Umgang mit den Plattformen nehmen. Aber genau dafür gibt es ja auch unterschiedliche Agenturen für Musiker wie newcomer-performance.de.


Jedes erfolgreiche Unternehmen holt sich Unterstützung von externen Partnern. Es ist also völlig egal, ob es um die Steuererklärung für Musiker geht, oder um das Finden des richtigen Vocal-Coaches in deiner Stadt. Wichtig ist, dass du dir den Support holst, den du brauchst!


Emi: Verstehe.Macht es Sinn, gar nicht die Plattform primär zu wählen, sondern eher zuerst auf sich selbst zu hören und danach die passende Plattform zu wählen?

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Zuerst kommen die Musik und die eigene Persönlichkeit. Dann erst Social Media.

Flo: Exakt! Das spannt den Bogen zum Anfang des Interviews zurück. Ich hatte ja bereits gesagt, dass man darauf achten muss, dass die Leidenschaft des Musikers nicht verloren geht. Deshalb hat es auch keinen Sinn, wenn Agenturen ihre Kunden in bestimmte Muster zwängen. Eine Grundmotivation muss immer vom Artist ausgehen.


Emi: Aber haben nicht bestimmte Plattformen bestimmte Zielgruppen?


Flo: Grundsätzlich ja, aber die Plattformen werden mit der Zeit immer “Erwachsener”. Es ist bei den großen Online-Namen überall genug Publikum für dein Musikprojekt vorhanden, da braucht man sich keine Sorgen zu machen.


Emi: Stimmt. Ich glaube, auf Facebook sind es drei Milliarden User. Das sollte reichen. Damit der Algorithmus nicht die Kunst vernichtet, wäre es also ein guter Ansatz, zuerst bei sich anzufangen und sich um seine eigene künstlerische Fähigkeit und Ausdrucksstärke zu kümmern. Wenn man das dann für sich etabliert hat, dann sollte erst der Schritt in passende Social-Media-Plattformen passieren. Das klingt sehr vernünftig.


Flo: Korrekt. Ich mache auch schon lange Musik und üblicherweise braucht es auch einige Zeit, bis man selbst hinter seiner Musik steht und ernsthaft stolz auf das ist, was man tut. Musik ist ein Handwerk, bei dem viel Kreativität erforderlich ist, aber auch Disziplin. Dafür muss man sich einfach Zeit nehmen.


Emi: Flo, hast du einen abschließenden Tipp für all die Musiker, die viel Druck durch Social-Media verspüren?


Flo: Gerne!


“Atme erstmal tief durch und besinne dich auf den Grund, warum du mit Musik angefangen hast. Besinne dich auf diesen ursprünglichen Impuls. Welches Gefühl hattest du dabei? Wenn du diese Antwort wieder entdeckst, wirst du auch deinen Weg besser finden.”

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Florian Reichert

Musikbusiness & Promotion Experte

Florian Reichert hat bereits 2.000 + Coacing-Sessions mit Künstlern hinter sich und zahlreiche erfolgreiche Artist-Karrieren mitgestaltet.


Mit mehrjähriger Erfahrung in der Künstlerbetreuung hat er seine Expertise auf den Social-Media-Aspekt von Künstlerlaufbahnen gelegt und weiß nun, worauf es ankommt um mit den Großen mitzuspielen.


Kunden von newcomer-performance.de werden intensiv von Florian betreut und lernen direkt aus erster Hand, wie sie ihre Online-Präsenz aufbauen können.

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Der Erfolgreiche Musiker | Die Kollektion
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Emanuel Treu

Der Autor

Emanuel „Emi“ Treu ist Amadeus-Award-Preisträger, Songwriter, Buchautor, und vor allem ein Musiker, der stets seinem Herzen folgt. Als Vorstandsmitglied der AKM, als Hauptjuror des Österreichischen Musikfonds und als Gründer von „Der erfolgreiche Musiker“, setzt er sich fortlaufend für die Interessen von Urhebern und Artists aller Genres ein.

 

Vier abgeschlossene Musikstudien, Auftritte und Europatourneen mit Weltstars wie Bobby McFerrin, Zucchero und David Hasselhoff, Charterfolge mit Gold- und Platinauszeichnungen sowie laufende Zusammenarbeit mit den einflussreichsten Persönlichkeiten und Stars der Branche waren Meilensteine in seiner Karriere.


Seine Erfolge sind allerdings nicht das Resultat von Zufällen. Treu ist der Überzeugung, dass der Traum eines finanziell und emotional erfüllten Lebens als Musiker für jeden wahr werden kann – für jeden, der an sich selbst und an seine Musik glaubt.

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