Der erfolgreiche Produzent und Songwriter Lukas Lach arbeitet nicht nur mit Stars, sondern auch mit vielen Newcomern im Tonstudio. Dabei begegnen ihm immer wieder die gleichen Fehler, die von ungeübten Musikern ständig wiederholt werden. In diesem Blogpost warnt Lukas davor falsch zu agieren und gibt Tipps, wie die schwersten Fehler vermieden werden können.
Emi: Was sind denn so die größten Fehler, die Newcomer machen, wenn sie im Studio mit professionellen Produzenten wie dir zusammenarbeiten?
Lukas: Leider beginnen die Probleme oft schon lange, bevor das Tonstudio überhaupt betreten wird. Eine falsche Erwartungshaltung ist oftmals die Wurzel vieler Schwierigkeiten. Die Orientierung vieler Beginner an Superstars wie Helene Fischer und Ariana Grande ist nicht grundsätzlich falsch, aber eine Folge davon ist offensichtlich, dass einige an den schnellen Hit glauben:
“Eine Single veröffentlichen und schon bin ich ein Superstar… So läuft das leider nicht!
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Mehr InformationenIm Interview mit “Der erfolgreiche Musiker” nimmt sich Lukas kein Blatt vor den Mund
Emi: Aber KANN das nicht auch sein? Eine einzige Single und dann ist man ein erfolgreicher Musiker?
Lukas: Theoretisch schon. Praktisch wohl kaum. Wenn das passiert, entstehen eher One-Hit-Wonder, wie wir das zum Beispiel bei DSDS und vergleichbaren Formaten sehen.
Oftmals scheitert die langfristige Karriere dann an der Fähigkeit der Newcomer, gut mit anderen Playern in der Branche zusammenzuarbeiten, weil kaum Erfahrung da ist und nicht verstanden wird, worum es eigentlich geht.
Es geht im Musikbusiness nicht um den schnellen Aufstieg, sondern darum, eine nachhaltige Musikkarriere aufzubauen. Es ist möglich, erfolgreich als Musiker zu sein, aber das braucht Geduld, Fleiß und Strategie.
Ein gutes Beispiel dafür ist Beatrice Egli, die nicht nur DSDS gewonnen hat, sondern auch heute noch, viele Jahre nach ihrem Sieg im erfolgreichen TV-Format, an der Spitze der Schlagerbranche steht und dabei fleißig wie eh und je erscheint.
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Emi: Woran scheitert es dann bei den Newcomern, die nach einem kurzfristigen Erfolg wieder die Gunst des Publikums verlieren? Woran fehlt es ihnen?
Lukas: Es fehlt das Verständnis dafür, dass gute Aufbauarbeit Zeit braucht. Musiker müssen zuerst einmal vieles lernen: Wie ist es in einem Studio? Wie funktioniert Songwriting? Wie läuft eine effiziente Zusammenarbeit mit einem Produzenten und wie sind Verträge in der Musikbranche aufgebaut? Welche Agenturen für Musiker brauche ich im Boot und wie komme ich an die ran?
Der Künstler muss sich verschiedenste Expertisen anschaffen, um nicht alleine dazustehen, wenn er zum Beispiel von Plattenfirmen eine Absage bekommt. Nur wenn Newcomer die Branche verstehen, haben Sie die Möglichkeit, gute Teams aufzubauen. Fun Fact: Eine erfolgreiche Musikkarriere KANNST du nur mit einem Team aufbauen!
Leider geben viele Anfänger im Musikbusiness auch viel zu schnell auf. Nach dem dritten missglückten Single-Release werfen viele das Handtuch, aber ich sag immer: Dran bleiben! Single, Single, Single, Single, Single, Single, Single, Single. Bis es funktioniert und alle anderen schon zuvor aufgegeben haben.
#teamworkmakesthedreamwork
Emi: Das erinnert mich an ein Gleichnis. Ein Diamantenschürfer gräbt in der Mine und gibt nach langer Zeit, viel Arbeit, Blut und Schweiß auf. Im Querschnitt der Miene sieht man, dass sich 5 cm unterhalb der Oberfläche ein riesiger Diamant befindet.
Lukas: Genau so ist es oft! (lacht)
Emi: Hm… aber Singles zu produzieren kostet ja auch viel Geld. Wie sollten junge Musiker das finanziell stemmen, oder anders gefragt: Wie machen das die, die bei dir im Studio schon länger an ihrer Karriere feilen? Wie können Newcomer das Tonstudio bezahlen? Bekommst du da etwas mit?
Lukas: Geld ist ein großes Thema. Viele bedenken das zu wenig im Vorfeld. Selbst wenn wir es günstig kalkulieren, spielen die Finanzen eine große Rolle:
Nach oben hin gibt es da keine Grenzen. Wir sprechen also von rund € 4.500.- bei einer sehr konservativen Kalkulation pro Single! Aber es gibt immer auch einen anderen Weg:
“Ich sage meinen Newcomern immer: Lernt zu produzieren!
Es gibt unzählige Beispiele von Musikern, die im Produktionsprozess sehr viel vorlegen können und es ist definitiv eine Hilfe für den strukturierten Karriereaufbau, wenn du nicht für alles deine Brieftasche aufmachen musst. Vieles ist heutzutage gut erlernbar. Gesangstechnik, Recording, Mixing,… sogar fürs Songwriting gibt es Gruppencoachings und Bücher für Vermarktungsstrategien! Du musst es nur tun.
Emi: Uff! Sorry, aber daran muss ich zweifeln. Da läuft man Gefahr, dass man nicht das gleiche Level erreicht wie die Konkurrenz, die mit einem professionellen Produzenten zusammenarbeitet, oder? Kann man dann wirklich mithalten?
Ein Rundfunk- oder Playlistkurator interessiert sich doch nicht für den Entstehungsprozess eines Songs, sondern nur für das Ergebnis! Was besser ist, wird gespielt. Songs im Radio müssen ganz bestimmten Regeln folgen. Wie siehst du das?
Lukas: Das stimmt. Ich meine auch nicht, dass jeder Newcomer so gut werden muss, wie ein reiner Produzent. Es ist aber sehr wohl möglich, einen Produzenten zu unterstützen und Teilbereiche des Produktionsprozesses selbst zu erledigen. Produzenten sind dann auch bereit, mit dem Preis entgegenzukommen. Das hilft beiden Seiten.
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Die Jungs von der Band Mountain Crew machen das in der gemeinsamen Zusammenarbeit mit mir so und es klappt perfekt. Der Erfolg gibt uns Recht. Das ist nunmal so.
Emi: Got it. Zusätzlich ist es ja ein riesiger Vorteil, dass Künstler durch das Produzieren-Lernen auch Ahnung von Tontechnik bekommen. Das ist ein großer Benefit für die Live-Gigs!
Lukas: Absolut! Künstler, die sich mit Tontechnik auskennen, können besser kommunizieren, was sie möchten. Ist der EQ zu spitz? Sollte der Kompressor einen geringeren Threshold haben? Einige Musiker sind so weit, dass sie sich sogar live selbst abmischen können. Derartige Fähigkeiten machen flexibel und bei Bedarf sogar unabhängig.
Emi: Was müsste der perfekte Newcomer für dich mitbringen?
Lukas: Sehr viel Eigeninitiative und Motivation. Es ist schwierig mit Musikern zusammenzuarbeiten, die davon ausgehen, dass die Arbeitspartner ohnehin alles erledigen. Ich mag motivierte Menschen, die mich begeistern.
Beim Künstler Felix Muhr bin ich vollends ins Projekt eingestiegen. Er ist top-engagiert und stellt sich Deals auf, um seine Musikvideos durch Sponsorings zu finanzieren. Felix hat einfach gecheckt, dass das Musikbusiness ein BUSINESS ist und kein Zuckerschlecken.
Emi: Das finde ich einen wichtigen Gedanken. Ich glaube übrigens, dass das Musikbusiness nicht ein besonders schweres Business im Vergleich zu anderen Geschäftszweigen ist. Viele Businesses sind tough. Versuch mal, dich im Marketing über Wasser zu halten, oder als Handwerker. Viel Erfolg. Üblicherweise sind neben den branchenspezifischen technischen Fähigkeiten die gleichen Schlüsselfertigkeiten gefragt: Kommunikation, Arbeitsamkeit, Geduld, Kreativität, Geschäftssinn, Fähigkeiten im Umgang mit Geld, ein visionäres Gedankengut und dergleichen.
Lukas: Genau! Erfolg kommt auch nicht von heute auf morgen. Auch bei mir war es ein jahrelanger Prozess. Eigentlich wollte ich selbst Künstler werden, aber der Prozess, die Zeit und mein eigenes Engagement, meine Interessen und viel Mundpropaganda haben dann dafür gesorgt, dass ich heute da bin, wo ich bin. HIER geht es zum Interview mit Lukas Lach über seinen Weg als Produzent und das richtige Mindset im Tonstudio.
Emi: Du sprichst so viel von Motivation. Kann ein Newcomer wirklich durch seine Motivation das Outcome des Aufnahmeprozesses im Tonstudio beeinflussen?
Lukas: Ja. Sehr sogar. Dabei geht es darum, Ratschläge vom Produzenten konstruktiv anzunehmen, oder auch sich selbst einen A***htritt zu geben, um zu lächeln bei den Gesangsaufnahmen. Man hört in den Recordings tatsächlich, mit welchem Gefühl ein Musiker im Aufnahmeraum agiert hat. Es muss ein ehrliches Feuer sein, das im Musiker lodert.
Emi: Oft sind es auch ganz banale Sachen, die im Recording-Prozess weiterhelfen, wie etwa ausgeschlafen zu sein oder die Texte zu beherrschen.
Lukas: Es geht in einer Vocal-Session im Studio auch um kleine Details wie Atempausen, Betonungen oder bestimmte tonale Phrasierungen. Vocal-Sessions sind sehr auslaugend, aber die Stimme zählt auch zu den wichtigsten Elementen in der kommerziell verwertbaren Musik.
Emi: Du bist ja nicht nur erfolgreicher Produzent, sondern auch ein begehrter Vocal-Coach für Musiker, auch von namhaften Künstlern wie Melissa Naschenweng. Sie ist ja eine erfahrene Künstlerin, die mit deinen Tipps auch offensichtlich gut umzugehen weiß.
Wie kannst du aber sicherstellen, dass Anfänger in der Musikbranche bei den Aufnahmen sie selbst bleiben, wenn du ihnen während des Prozesses so viele konkrete Anweisungen gibst?
Lukas: Es gibt Newcomer, die professionellen Gesangsunterricht hatten und solche, die das nicht hatten. Für Studioaufnahmen ist Gesangsunterricht, entgegen der verbreiteten Meinung, tatsächlich nicht immer begünstigend.
Im Vocal-Coaching werden oftmals andere Sachen forciert, als im Studio zählen. Live-Gesangs-Technik und Studio-Gesangstechnik haben unterschiedliche Schwerpunkte!
Live zählt beispielsweise auch die stimmliche Kondition und die Durchsetzungskraft, bei gleichzeitiger Schonung des Stimmapparates. Man könnte es ein “gesundes Singen” nennen. Da zählen auch Sachen wie die Bühnenshow und der Konzert-Ablauf zum Gesamterlebnis.
Im Tonstudio zählt stattdessen mehr der stimmliche Ausdruck und die maximale Emotion im Moment, koste es, was es wolle. Auch wenn ich mich bei Vocal-Coaches jetzt nicht beliebt mache: Die tatsächliche Performance im Aufnahmeraum ist für einen Produzenten üblicherweise wichtiger als die stimmlichen Konsequenzen danach.
Ich sehe meine Aufgabe als Produzent natürlich darin, Tipps zu geben, sehr wohl aber auch das rauszuholen, was im Artist an Potential vorhanden ist.
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Emi: Bei Newcomern geht es im Tonstudio um weit mehr als bloß um das Ergebnis. Aufnahmesessions bieten für viele Musiker wohl auch den Keim großartiger Entwicklung, oder?
Lukas: Definitiv. Arina (ehemalige Sängerin von “Die Draufgänger”), hat sich im Tonstudio derart auffällig weiterentwickelt, dass man direkt dabei zusehen konnte. Ursprünglich hatte sie kein Ahnung von Tonstudioarbeit. Jetzt beschäftigt sie sich mit dem Mixing und damit, wie sie eigentlich klingen möchte. Es ist toll, solche Entwicklungen zu beobachten.
Einige Newcomer schaffen es leider nicht einmal, ein strukturiertes Bild von dem zu beschreiben, was sie als Sound-Ziel erreichen möchten. Es ist also wirklich wichtig, dass sich Künstler konkrete Gedanken über ihren Sound und ihre Ziele machen.
Emi: Mir fällt dabei der Musiker Patrick Lux ein, für den selbst bei Prozessen wie dem Songwriting, das Studio ein wunderbares Lernfeld ist. Seine Single “Summertog”, die Lukas Lach produzieren durfte, wird im Rundfunk viel gespielt.
Lukas: Es ist wichtig, dass die Musiker dem Prozess im Studio vertrauen. Nur dann ist der Nährboden geschaffen, damit gute Werke entstehen können.
Emi: Wenn eine Single fertig ist, geht es aber noch weiter. Wie schaffen es Newcomer, sich mit ihrer Single dann gegenüber der Konkurrenz durchzusetzen? Irgendwelche Tipps für Musiker?
Lukas: Newcomern muss klar sein: Die Produktion ist der erste Schritt, aber erst danach fängt die eigentliche Arbeit an.
“Der Release-Tag ist überbewertet!”
Oft entsteht nach dem Release eine Art Ohnmacht, wo Newcomer nicht wissen, was sie tun sollen. Für genau diesen Moment ist aber Vorbereitung nötig:
Regelmäßiges Posten, Akquirieren von Medienauftritten, Partnerschaften mit Agenturen für Musiker und andere Player im Musikbusiness nutzen, um Reichweite zu erzielen.
Eigentlich müsste bereits VOR Produktionsstart klar sein, wie der Song verwertet werden soll. Eine Partynummer rennt eher nicht im Radio. Es braucht eine klare Strategie für jede einzelne Nummer des Künstlers und die Strategie gehört dann ordentlich exekutiert.
Emi: Braucht man auch nach dem Release-Termin ein Team?
Lukas: Besonders dann! Der Umfang der zu leistenden Arbeiten kann alleine gar nicht gestemmt werden. Ich denke an Radiopromotion, Labelarbeit, Verlagsarbeit, Managementtätigkeiten, GVL, LSG, AKM-Meldungen und Booking, das vielleicht gerade durch den aktuellen Release des Künstlers wieder interessante Möglichkeiten bietet.
Für viele Neulinge ist es ein großes Problem, überhaupt Partner im Musikbusiness zu finden. Wichtig ist, dass Newcomer etwas zu bieten haben: Gute Songs, gute Aufnahmen, ein aktives Social-Media-Marketing und vor allem bereits gebuchte Konzert-Termine. Sowas zieht immer.
Ihnen muss bewusst werden, dass sich in der heutigen Zeit sehr vieles in die Live-Schiene verlagert hat. Auch finanziell! Taylor Swift wird mit ihrer aktuellen Tournee vermutlich rund eine Milliarde Dollar umsetzen. Mit Streams wäre das nicht möglich.
Das bedeutet allerdings auch: Sobald Newcomer einige Konzerte aufweisen können, werden sie automatisch interessant für verschiedene Business-Partner, die für einen Teil des Kuchens bereit sind, am Musikprojekt mitzuarbeiten. Wichtig ist, dass die Künstler dann auch bereit sind, ihren Kuchen zu teilen.
Episode “Den Kuchen teilen”
Emi: Du hältst auch Live-Workshops für Newcomer, stimmt das?
Lukas: Ja. Mir ist wichtig, Anfänger davor zu bewahren, in die immer gleichen Fallen im Musikbusiness zu tappen. Mein Workshop, der gemeinsam mit Glüsing-Event stattfindet, heißt: “Willkommen im Haifischbecken”.
Ich freue mich, wenn Newcomer dort vorbeischauen, damit ich sie persönlich beraten und kennenlernen kann. Wer mich in den sozialen Medien verfolgt, wird mitbekommen, wann der Workshop in Zukunft wieder stattfindet.
Emi: Danke für deine vielen Insights. Gibt’s noch ein Letztes Wort für die Leser, die es bis hier geschafft haben?
Lukas: Klar. Bleibt motiviert, immer nett und liebt das, was ihr tut. Mein Motto ist stets:
“Wer Musik liebt, gewinnt.”
Lukas Lach
Produzent
Lukas Lach arbeitet im Tonstudio mit Superstars und Newcomern aus dem deutschsprachigen Raum. Besonders letztere unterstützt er nicht nur mit seinen kreativen Produktionen und Songs, sondern auch mit Tipps, Insights und Workshops.
“Gerade zu Beginn einer Karriere können im Tonstudio gravierende Fehler passieren und das versuche ich mit aller Kraft zu verhindern”, meint Lukas und fügt hinzu, dass eine junge Musikkarriere wie ein rohes Ei zu behandeln wäre.
Die Erfolge seiner vielen Schützlinge sind jedenfalls beachtlich, zumal der ein oder andere direkt nach Produktionsschluss mit professionellen Business-Partnern zusammenarbeiten kann. Good Job, Lukas!